Auf Reisen

 

Stress. Schnelllebigkeit. Druck. Anspannung. 

 

All das sind Dinge, denen man vor allem im Beruf oft standhalten muss. Standhalten will. Hektik, hier schnell einen Kaffee runterstürzen, Ungeduld, hier eben noch die Mail zu Ende tippen, Eifer, To Do Listen abhaken und direkt neue schreiben.

All das sind Dinge, mit denen ich umgehen kann. Umgehen will. Und das sind alles Dinge, die ich auch mal von mir weg schieben will. Ich bin nicht nur das. Wir sind alle nicht nur das. 

Ich werde oft gefragt, warum ich auf meinen Bildern so oft nicht in die Kamera schaue. Während ich Bilder mache, ganz gleich, ob vor oder hinter der Kamera, existiert all das für mich nicht:

 

Stress.

Druck.

Anspannung.

 

Wenn ich Bilder mache, betrete ich eine Welt, die ganz und gar undurchdringlich ist für alles, was mir Kummer oder Sorgen macht. Negative Gefühle existieren dann nicht mehr. Verpuffen einfach. Ich kann mich voll und ganz auf den Moment einlassen, mich im Augenblick fallen lassen und mich komplett für mein Gegenüber öffnen. Dann gibt es nur noch unsere eigene Welt, in der es von Elfen und Schmetterlingen nur so wimmelt und wir ganz für uns sein können. Du und ich. 

 

Ungestört.

Entschleunigt.

Entspannt.

 

Dann gibt es nur uns und den Moment. Das leise Klicken der Kamera, welches sich anhört wie der ferne Flügelschlag einer kleinen Fee. Unsere Schritte im hohen Gras, welche sich anhören wie das Rauschen großer Wellen auf dem offenen Ozean. Ein sanftes Lächeln, ein Wimpernschlag. Eine zärtliche Brise, welche uns all die Gerüche vorbei trägt, die uns am liebsten sind. Frisch gemähtes Gras. Alte Bücher. Selbstgebackene Kekse. Fast wie eine helle Zeremonie, ein bisschen Heilung und auch ein bisschen Harmonie.

 

Langsam.

Warm.

Achtsam.

 

Die Fotografie ist meine Zuflucht, die Bilder der Beweis für viele kleine, verschiedene Welten, welche ich schon bereisen durfte. Und wieso ich so oft nicht in die Kamera schaue? Vielleicht schaue ich da gerade in meine kleine Welt hinein, entdecke fremde Orte oder löse gerade den Anker, an welchem mein Schiff der Träume hängt.

 

Vielleicht bin ich gerade auf Reisen. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Britta (Donnerstag, 12 April 2018 19:47)

    So schön geschrieben...Ich werde immer gefragt, warum verkleidest du dich und gibst viel Geld für Fotos aus.Für mich ist das auch eine kurze Auszeit vom täglichen Stress...In Welten fliehen in denen es egal ist, das ich nicht dem Schönheitsideal entspreche oder auch mal nicht den Ansprüchen anderer entspreche.So sein wie ich bin....

  • #2

    Carina Spiegelstaub (Donnerstag, 12 April 2018 22:48)

    Vielen lieben Dank, Britta <3
    Genau das ist es, eine Auszeit und auch ein bisschen Flucht :)